Neue Wege, nicht nur für Signale
Wissen Sie eigentlich, was NEXUS ist? Die Antwort darauf ist alles andere als trivial. Ein einzelnes NEXUS Basisgerät lässt sich vielleicht noch vereinfacht als Kreuzschiene oder Formatwandler darstellen, zumindest solange man die vielen DSP-, Logik- und Steuerfunktionen außer Acht lässt. Vernetzt man mehrere Basisgeräte und vielleicht noch einen NEXUS STAR, so erhält man nicht nur einen größeren Formatwandler und eine umfangreichere Kreuzschiene, sondern ein Audionetz. Dank Glasfaserverkabelung kann dieses sehr großflächig angelegt sein. Und nun öffnet es sich außerdem für die große weite Welt der IP-Vernetzung
Als vor etlichen Jahren die grundlegende Idee zu NEXUS entstand, erschien es nahezu undenkbar, über klassische Computer-Datennetze einmal Audio schicken zu können. Aus diesem Grund arbeitet NEXUS intern auch nicht basierend auf IP-Adressierung, sondern mit einem Bussystem nach Time-Division-Multiplex-Prinzip. Es garantierte damals wie heute eine Synchronizität selbst vieler Audiokanäle sowie extrem kurze Signallaufzeiten im System. Dank der enormen Entwicklung der IP-basierten Netzwerke, ihrer inzwischen hohen Datenübertragungsrate und ihrer Allgegenwart ist diese Technologie aus der Computerbranche mittlerweile auch sehr attraktiv für Audioübertragung geworden. Der richtige Zeitpunkt war also gekommen, diese beiden Technologien — NEXUS mit TDM auf der einen und IP-Vernetzung auf der anderen Seite — zueinander finden zu lassen. Denn kombiniert man beides geschickt, so lassen sich die Vorteile beider Welten ideal vereinen.
Dante oder AVB?
STAGETEC suchte sich dafür einen starken Partner mit hoher Kompetenz im Bereich der Audio-over-IP-Vernetzung. Einer der ganz Großen ist hier das australische Unternehmen Audinate, mit dem STAGETEC bereits 2011 eine Kooperation im Bereich der Audioübertragung über IP-Netzwerke einging. Audinate gilt heute mit seiner Dante™-Produktlinie weltweit als erste Adresse für Hochleistungsnetzwerke zur Übertragung unkomprimierter Audiodaten über Standard-IP-Verbindungen.
Nun wurde in Berlin das erste aus dieser Kooperation entstandene Produkt vorgestellt: eine Dante-Steckkarte namens XDIP (neXus Dante IP) für NEXUS. Basierend auf dem Dante-Brooklyn-Modul bietet sie 64 Eingangs- und 64 Ausgangskanäle, die die IP-Welt mit der synchron getakteten, klassischen Routing-Welt des NEXUS kombinieren. Dabei kann NEXUS wahlweise als Wordclock-Master oder -Slave mit dem Dante-Netz verknüpft werden. Auch ein asynchroner Betrieb ist möglich, bei dem die Audiosignale über 128 Abtastratenwandler der XDIP-Karte entsprechend aufsynchronisiert werden. Jede XDIP ist mit insgesamt vier Ethernet-Ports ausgestattet, was eine hohe Flexibilität ermöglicht. Die vier Ports lassen sich wahlweise als parallele, also redundante Anbindungen nutzen oder können für eine Serienschaltung verwendet werden.
Dante ist ein proprietäres Format. Es ist weit verbreitet und wird von vielen Herstellern professioneller Audiotechnik unterstützt. Einen Schritt weiter gehen die Standards des von der IEEE ratifizierten Audio Video Bridgings, kurz AVB, dessen Details noch nicht vollständig festgeschrieben sind. Für die Zukunft wird AVB eine große Verbreitung prophezeit, da es einen echten Industriestandard für Audio-over-IPVernetzungen darstellt. Die NEXUS XDIP-Karte verfügt daher schon über einen AVB-fähigen Ethernet-Switch, um neben Dante außerdem den noch jungen AVB-Standard unterstützen zu können. Firmware-Updates stellen zudem sicher, dass die XDIP-Karte auch zukünftigen AVB-Standardisierungen entspricht.
OCA-Steuerung für alle
Eine weitere, hochinteressante Entwicklung in diesem Zusammenhang treibt die so genannte OCA-Alliance voran, ein Zusammenschluss wichtiger Audiofirmen wie unter anderem Bosch, d&b audiotechnik, Yamaha und STAGETEC. Dabei steht OCA für Open Control Architecture, was grob gesagt bereits die Zielsetzung dieser Gruppe erläutert: Es soll ein Protokoll geschaffen werden, das über Dante eine einfache Audio- und Steuerverbindung zwischen Produkten verschiedener Hersteller erlaubt. OCA befindet sich noch in der Normungsphase.
Allerdings lässt sich heute schon absehen, dass es ein sehr mächtiges und umfangreiches Protokoll sein wird, das eine echte Interoperabilität schaffen wird. Die Hardware-Voraussetzungen für diese Art von Zukunftsmusik sind mit der Dante-Karte von STAGETEC heute bereits gelegt.