Alles in Reichweite
Ein ergonomisches Kanalkonzept war die Voraussetzung, AURUS die Lösung in der neuen Tonregie des MDR Klangkörperdomizils
Ein tiefschwarzer Kubus, dessen schimmernde Fassade die Umgebung widerspiegelt: Nicht nur in architektonischer Hinsicht ist das MDR-Klangkörperdomizil am Leipziger Augustusplatz ein bemerkenswerter Bau. Auch für Leipzigs Kulturszene ist der markante Neubau ein echtes Highlight, denn hier haben das älteste Rundfunkorchester Europas, der größte professionelle Konzertchor Deutschlands und der einzige Kinderchor der ARD eine feste Bleibe gefunden. Übrigens an exponierter Stelle: Das Klangkörperdomizil liegt direkt neben dem City-Hochhaus, in dem die MDR-Hauptabteilung Klangkörper ihren Sitz hat, und dem Gewandhaus, einem der renommiertesten Konzertsäle Deutschlands. Seit 2001 befinden sich in dem Neubau die beiden Probensäle der MDR-Hauptabteilung Klangkörper, die neben der Probenarbeit auch für Produktionen und Veranstaltungen, hauptsächlich für musikalische Events, zur Verfügung stehen.
Einfach integriert
Nicht nur die Säle sind neu, auch die daran angeschlossene Tonregie im City-Hochhaus wurde mit moderner Technik ausgestattet. Gleich mehrere Gründe waren für die Entscheidung ausschlaggebend, ein AURUS mit NEXUS-Netzwerk zu installieren.
Die Tonregie im City-Hochhaus erhielt damit nicht nur ein leistungsstarkes Mischpult, sondern bekam über abgesetzte NEXUS-Basisgeräte die Anbindung an die beiden anderen Gebäude als integralen Bestandteil des Systems gleich mitgeliefert. Im MDR lag noch eine besondere Situation vor, denn sowohl der MDR, das Gewandhaus und zwei abgesetzte Ü-Wagen-Anschlussräume arbeiten jeweils schon seit längerem mit NEXUS, was für die Klangkörper-Regie die Integration vereinfachte: Das Basisgerät im Gewandhaus wurde mit am NEXUS STAR des AURUS angeschlossen. Um eine gegenseitige Störung auszuschließen, wurden die Rechte im gemeinsamen Audionetzwerk klar geregelt. So konnte ein ständiger Zugriff im read-only Modus auf alle Quellen im Gewandhaus realisiert werden, beispielsweise um dort ein Konzert des MDR-Sinfonieorchesters mitzuschneiden.
Individuelle Arbeitsweise
In dieser Produktionsumgebung wartet AURUS mit einer Vielzahl von Vorteilen auf. Besonders für Live-Aufzeichnungen zählt die Übersichtlichkeit des Pultes, da man sehr viele Parameter direkt im Kanalzug sehen und bearbeiten kann.
Jeder Anwender bildet beim Mischen seine eigenen Vorlieben aus. Im MDR wird beispielsweise die Funktionalität des Centerfaders stark genutzt: Der gerade aktive Kanal kann in dem als Centerfader definierten Kanalzug in der Mitte des Pultes bearbeitet werden, so dass sich auch auf die weit außen am Mischpult aufliegenden Signale komfortabel Zugriff nehmen lässt. Oder man verwendet die Zoom-Funktion des Mischpults, bei der man sich eine ganze Reglerkassette bestehend aus acht Kanalzügen zum Bedienen auf die Centerkassette legen kann. Außerdem nutzt man beim MDR gerne die Möglichkeit, wichtige Kanalzüge in jeden der acht Layer zu konfigurieren. Damit hat der Toningenieur ständig den sofortigen Zugriff auf die wichtigsten Quellen, unabhängig davon, in welcher Ebene er gerade arbeitet. Im AURUS liegt, anders als in den meisten Mischpulten, der Drehgeber für den Input-Gain unten im Kanalzug, unmittelbar über dem Fader. All dies unterstützt ein schnelles Arbeiten, das gerade in der Klangkörperregie mit ihren vielen Live-Aufzeichnungen unabdingbar ist.
Mikrofone ganz nah
Der MDR verwendet bei seinen Aufnahmen die Mikrofon-Eingangskarten im NEXUS, die mit 28-Bit-TrueMatch-Wandlern bestückt sind. Diese arbeiten nicht nur linear und haben damit einen exzellenten Klang, sondern bieten auch einen so großen Dynamikumfang, dass man das Mikrofon unverstärkt direkt auf den Eingang der Mikrofon-Wandlerkarte aufstecken kann. Für die Praxis bedeutet das, dass man sich kaum noch Gedanken über die Mikrofoneingangsverstärkung machen muss. Will man sie dennoch regeln, dann lässt sich der Mikrofoneingang auf der entsprechenden NEXUS-Eingangskarte über AURUS fernsteuern. Auch dieses Potentiometer liegt direkt unten im Kanalzug, unter dem Input-Gain. Gerade bei kurzen Rüstzeiten vor Aufnahmen spart diese Funktionalität kostbare Zeit.
Ein sehr schönes Detail für die Arbeit in der Klangkörper-Regie ist die grundlegende Architektur des AURUS, die von vornherein für Mehrkanalton ausgelegt ist. Wichtige Produktionen zeichnet der MDR nämlich häufig im 5.0-Format auf, um offen für zukünftige Nachfragen zu sein. Allerdings wird als Sendeformat nach wie vor eine Stereomischung benötigt – und AURUS erlaubt, effizient beide Mischungen gleichzeitig vorzunehmen! Im Frühjahr wurde auch schon eine erste Produktion – Musik aus dem 16. Jahrhundert, gespielt auf Nachbauten von Renaissance-Instrumenten – in Stereo und 5.0 zusammen mit der neuen dynamischen Automation des AURUS gemischt. Eine Zusammenarbeit mit dem Musikinstrumentenmuseum Leipzig und einem externen Label, das die Mischungen auf je zwei CDs und SACDs herausbringen wird.
Integrierte Kommunikation
Auch ein reines Rundfunkstudio braucht Kommandowege, allerdings längst nicht in dem Umfang wie bei den Kollegen im Fernsehen. Eine eigene Intercom-Anlage lohnt sich daher nicht. In der Klangkörper- Regie werden die Kommandowege direkt vom NEXUS geschaltet, so dass man auch die Glasfaser-Verkabelung des NEXUS für die Kommandosignale verwenden kann. Der Tonmeisterplatz erhielt dazu eine spezialangefertigte Sprechstelle, die an NEXUS angeschlossen ist. Sie ermöglicht nicht nur eine gezielte Kommunikation mit fünf verschiedenen Teilnehmern, sondern umfasst auch die Funktion des Dirigentenabhörens, also eine Daueraufschaltung des Dirigentenmikrofons für den Tonmeister. Die gesamte Kommando-Funktionalität wurde übrgens auf Basis der sehr leistungsfähigen Logikfunktionen des NEXUS-Steuerprogramms Matrix 5 aufgebaut.
Und noch mehr Zugriff
Als Aufzeichnungsmedium für seine Produktionen verwendet der MDR eine mehrspurige Sequoia-Workstation, die zum Auslagern der großen Audiodateien an einen Server angeschlossen ist.
Mit der neuen Sequoia-Software lässt sich das Zusammenspiel von Mischpult und Workstation optimieren: AURUS übernimmt hierbei nicht nur die Fernsteuerung der Laufwerksfunktionen von Sequoia, sondern ermöglicht mit der neuesten Software-Version auch die Spurscharfschaltung direkt im entsprechenden AURUS-Kanalzug. Diese Funktion liegt auch wieder unmittelbar über dem Fader, also dort, wo der Toningenieur sowieso seine Finger am Regler hält. Mit diesen vielen, exzellent aufeinander abgestimmten Details hat sich AURUS in der Klangkörper-Regie nun schon seit März 2004 im Rundfunkeinsatz bewährt. Ein ergonomisches Mischpult, dessen technische Spitzenleistung sich mit den kulturellen Superlativen – ältestes Rundfunk- Orchester, größter professioneller Konzertchor, einziger Rundfunk- Kinderchor – durchaus in eine Reihe stellt.