Ein Stück Geschichte
Generalsanierung in historischem Theater in St. Petersburg
Marmor, Gold und Stuck, dazu schwerer, roter Samt – so stehen uns die großen historischen Spielstätten Russlands vor Augen. Das kostbare Gebäude zu erhalten und die deutlich vergänglichere Theatertechnik wieder auf den neuesten Stand zu bringen, das ist das Ziel der Sanierung aller wichtigen Bühnen des Landes. Aktuelles Beispiel: das BDT mit dreimal neu kombinierter Mischtechnik
In Russland spielt die Kultur der darstellenden Künste von jeher eine große Rolle, weswegen das Land auf eine lange und reiche Theatergeschichte zurückblickt. Einige der weltweit berühmtesten Theaterhäuser sind hier zu finden, zu denen das Bolschoj-Theater und das Malij-Theater in Moskau ebenso gehören wie das Alexandrinskij-Theater, das Mariinskij-Theater und das Bolschoj-Drama-Theater BDT in St. Petersburg. Alle fünf Häuser stammen aus dem 19. Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter, der Blütezeit von Kunst, Literatur, Oper und Ballett in Russland. Die Zeit ist nicht spurlos an ihnen vorübergegangen, weswegen alle Spielstätten mittlerweile einer Sanierung unterzogen wurden beziehungsweise werden. Im BDT, das in einem historischen Theaterbau aus dem Jahr 1878 residiert, sind diese Arbeiten noch in vollem Gange. Sie umfassen sämtliche Gewerke, von denen uns hier besonders die tontechnischen Anlagen interessieren.
Große Leistung, kleiner Footprint
Im St. Petersburger BDT werden zwei Bühnen bespielt, die Hauptbühne im großen Saal und die Bühne im kleinen Saal. Außerdem verfügt das Haus über einen Probensaal, der ebenfalls tontechnisch erschlossen ist, sowie über ein kleines Aufnahmestudio. Vier Räume, vier unterschiedliche Gegebenheiten – und damit jeweils völlig andere Anforderungen, was die benötigte Tontechnik betrifft. Der große und der kleine Saal sind in ihren Einspielregien auf leistungsfähige Mischtechnik angewiesen, bieten den Pulten aber nur eingeschränkte Stellplätze. Das ist ein Problem, das in historischen Spielstätten in weitaus größerem Maße auftritt als in modernen Bauten, denn zum Zeitpunkt des Baus dachte noch niemand an derartige Technikräume. Besonders zugespitzt zeigt sich dieses Dilemma im großen Saal, wo eine besonders umfangreiche Signalverteilung und ein Mischpult mit hoher Eingangskanalzahl und Flexibilität gefordert waren. Immerhin sind hier zehn NEXUS-Basisgeräte plus ein NEXUS STAR installiert, die die I/O-Anschlüsse bis auf die Bühne, den Orchestergraben, die Verstärkerracks und natürlich in die Einspielregie verlängern. Eigentlich wäre das der klassische Einsatzbereich eines AURUS, allerdings mit dem Nachteil, dass die Bedienkonsole dieses Pults eine zu große Einbautiefe gehabt hätte. Deshalb fiel die Wahl auf ein CRESCENDO mit 32 Faderzügen, das dieselbe Audioprozessing-Hardware wie AURUS nutzt, aber diese über eine kleinere, kompakte Mischkonsole steuert.
Skalierbare Komponenten
Auch die Einspielregie des kleinen Saals hat mit Platzproblemen zu kämpfen. Allerdings sind hier die technischen Bedürfnisse deutlich geringer, weshalb dieselbe Bedienkonsole, verknüpft mit einem kleineren Audioprozessing, zum Einsatz kommt. Hier reicht ein AURATUS, dessen XCMC-Mischpultkarte in einem herkömmlichen NEXUS-Basisgerät Platz findet. Dieses Basisgerät ist das einzige im kleinen Saal. Ein zweites AURATUS – beide sind übrigens mit 24 Faderzügen ausgestattet – übernimmt die Mischaufgaben im Probensaal. Wie schon im kleinen Saal reicht auch hier wieder ein einzelnes Basisgerät aus, um die gesamte lokale Signalverteilung vorzunehmen. Schon seit jeher nimmt das Bolschoj-Drama-Theater viele Musikaufnahmen vor, sei es für Playbacks bei Proben, für Einspieler oder um bedeutende Aufführungen festzuhalten. Dafür ist in dem Haus ein zusätzliches Aufnahmestudio vorhanden, in dem eine sehr umfassende Tontechnik mit einem komfortablen AURUS als Herzstück bereitsteht. Es stellt in diesem Quartett die umfangreichsten Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung, denn jeder Kanalzug bietet 11 Doppeldrehgeber, was verglichen mit je sechs Doppeldrehgebern bei AURATUS oder CRESCENDO fast der doppelten Anzahl entspricht. Diese Ausstattung vermeidet eine Mehrfachbelegung der Bedienelemente und erlaubt ein noch schnelleres Arbeiten mit dem Mischpult.
Hohe Standards
Das Audiokonzept des Bolschoj-Drama-Theaters in St. Petersburg lehnt sich an die Konzeption seines großen Namensvetters in Moskau an. Natürlich sind die tontechnischen Anlagen im Moskauer Bolschoj-Theater deutlich umfangreicher ausgelegt, da dieses Haus wesentlich mehr Spielstätten und andere Nutzräume in sich vereint. Bei der Wahl der Komponenten und ihrem Zusammenspiel hat der Generalunternehmer beider Modernisierungsprojekte, die in St. Petersburg ansässige Firma TDM, die in Russland zahlreiche große Theaterhäuser ausgestattet hat, allerdings ganz ähnliche Wege beschritten. Das zeigt sich nicht nur im Falle der Mischtechnik, sondern in gleicher Weise bei der Inspiziententechnik, die im BDT ebenfalls auf PerformanCeTRL aufsetzt. Dasselbe gilt für die DELEC-Intercom-Anlage. Instandhaltung und Sanierung der wichtigsten Spielstätten Russlands folgen dabei der Maßgabe, auf den technisch modernsten Stand zu kommen, um auch in den nachfolgenden Jahren wieder Theatergeschichte schreiben zu können. Ein weiteres Haus hat bereits vorübergehend seine Pforten geschlossen und steht unmittelbar vor der Sanierung: Das Malij-Theater in Moskau, das letzte der eingangs erwähnten Traditionshäuser, bei dem noch eine bau- und tontechnische Erneuerung ansteht, wird im Zuge dessen wie zuvor bereits seine namhaften Kollegen ebenfalls mit Technik von STAGETEC ausgestattet.
Gemischtes Doppel
Mit zwei Audioprozessing-Varianten und zwei Mischpult-Konsolen können drei verschiedene Mischpultsysteme für ganz unterschiedliche Aufgabenbereiche zusammengestellt werden. Dabei reicht die Bandbreite der Mischpulte vom großen AURUS über CRESCENDO und AURATUS bis hin zum neuesten und kleinsten Mischpult der Produktfamilie, dem ON AIR 24, das allerdings als einziges im neu sanierten BDT nicht zum Einsatz kommt.
Klein, aber oho: AURATUS
AURATUS ist ein Produktions-, Sende- und Livemischpult mit 54 Eingangskanälen und festen Kanalstrukturen. Die Mischpultsteuerung und das Audioprozessing leistet eine einzige Steckkarte, die in einem herkömmlichen NEXUS-Basisgerät gehostet wird. Damit lässt sich AURATUS einfach in jedes NEXUS-Netz integrieren, auch wenn dieses nicht über einen NEXUS STAR verfügt.
Das handliche Bedienmischpult wird als Auftisch- oder Einbauvariante mit 8, 16 oder 24 Kanalzügen angeboten.
Kompakt und leistungsstark: CRESCENDO
CRESCENDO ordnet sich in Bezug auf Funktionsumfang und Feature zwischen den Mischpulten AURUS und AURATUS ein. Dazu verwendet es sogar Hardware-Komponenten der beiden anderen Systeme. Aus der AURUS-Produktlinie wird das Audioprozessing und die Mischpultsteuerung beigesteuert, also die RMC- und RMD-Karten. Bedient werden sie über ein Mischpult aus AURATUS-Komponenten, lassen sich allerdings auf bis zu 48 Kanalzüge ausbauen. Der Vorteil dieser Kombination: Mit einer Bedientiefe von nur gut 60 Zentimetern lässt sich die Konsole auch in kleineren Studios unterbringen. In der Anzahl der Kanäle und Busse ist CRESCENDO auf bis zu 300 Audiokanäle und 128 Summierbusse frei konfigurierbar und qualifiziert sich damit selbst für große Mischprojekte.
Das Große: AURUS
AURUS überzeugt durch eine große, komfortable Bedienkonsole und ein leistungsfähiges Audioprozessing. Jeder Kanalzug ist mit 11 Doppeldrehgebern und zahlreichen Tastern ausgestattet, so dass eine Mehrfachbelegung von Bedienelementen im Kanalzug umgangen wird. Die ungewöhnlich große Anzahl von Bedienelementen erlaubt außerdem den direkten Zugriff auf die gewünschten Kanalparameter. Die größte AURUS-Bedienkonsole kann mit 96 Kanalzügen aufwarten. Die Mischpultsteuerung und das Audioprozessing übernehmen bei AURUS Steckkarten, die von einem NEXUS STAR gehostet werden. Eine RMC-Steuerkarte und bis zu sieben RMD-Processingkarten stellen die skalierbare Leistung des AURUS bereit, die je nach Konfiguration bis zu 300 Audiokanäle verarbeitet. AURUS bietet die größte Funktionsvielfalt der STAGETEC-Konsolen, inklusive verschiedenster Automationsmodi, einer umfangreichen N-1-Matrix und weitreichenden Möglichkeiten der Systemkonfiguration.